Privatsektor rutscht in die Rezession – Frühindikatoren alarmieren

Die deutsche Wirtschaft kommt nicht zur Ruhe: Im April 2025 ist der private Sektor – also die gesamte wirtschaftliche Aktivität außerhalb des öffentlichen Dienstes – laut dem aktuellen Einkaufsmanagerindex (EMI) erneut in die Rezession gerutscht. Der EMI fiel auf 49,7 Punkte. Werte unter 50 signalisieren einen wirtschaftlichen Rückgang.

Insbesondere Dienstleister, also z. B. Gastronomie, Tourismus, IT-Dienstleister, Agenturen und Beratungen, sind stärker betroffen als zuletzt erwartet. Der Industriesektor bleibt weiterhin schwach, zeigt aber erste leichte Stabilisierungstendenzen.

Was ist der Einkaufsmanagerindex (EMI)?

Der EMI gilt als Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung. Er basiert auf monatlichen Umfragen unter Einkaufsleitern großer und mittelständischer Unternehmen und gibt an, ob die Geschäftstätigkeit wächst oder schrumpft. Erfasst werden u. a. Auftragslage, Produktion, Lagerbestände und Beschäftigung.

Ein Rückgang unter die Marke von 50 ist ein Warnsignal – besonders, wenn dies über mehrere Monate hinweg geschieht.

Gründe für den Rückgang

  • US-Zölle und internationale Handelsunsicherheiten belasten die Exportstimmung

  • Inflation und Kaufzurückhaltung drücken auf die Inlandsnachfrage

  • Höhere Zinsen und Finanzierungskosten bremsen Investitionen

  • Verunsicherung durch geopolitische Krisen (Ukraine, Nahost, China-USA)

Der Rückgang im April kam für viele Analysten überraschend – sie hatten mit einer leichten Erholung gerechnet. Nun droht eine technische Rezession (zwei Quartale mit negativem Wachstum), falls sich die Entwicklung fortsetzt.

Mögliche Auswirkungen für Unternehmer

Wer ist betroffen?
Kurzfristig sind besonders betroffen:

  • Kleine Dienstleistungsbetriebe (Friseure, Fitnessstudios, Gastro, Kultur)

  • Freiberufler (Beratung, Coaching, Medien)

  • IT- und Digitalagenturen ohne langfristige Verträge

  • Einzelhändler in Innenstädten

Warum ist das wichtig?
Eine rezessive Phase im privaten Sektor wirkt sich direkt auf Aufträge, Kundenverhalten und Investitionsbereitschaft aus. Unternehmen bekommen:

  • Weniger Anfragen und Buchungen

  • Kürzere Vertragslaufzeiten

  • Zahlungsziele werden gedehnt

  • Preisdruck steigt – Margen sinken

Auch das Vertrauen in den Standort Deutschland kann leiden – was besonders für Startups und internationale Investoren kritisch ist.

Was ist zu bedenken?
Unternehmer sollten:

  • Ihre Fixkosten genau kennen und regelmäßig überprüfen

  • Preismodelle und Angebote flexibel gestalten (z. B. „Krisenpakete“ oder Abomodelle)

  • Ihre Kommunikation anpassen: Transparenz und Verlässlichkeit werden wichtiger

  • Frühzeitig auf staatliche Unterstützungsangebote oder Überbrückungshilfen achten

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